Wie meine Sockenstrickmaschine funktioniert und was sie kann

Geschichte

Obwohl es Flachbettstrickmaschinen schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts gibt, wurden Sockenstrickmaschinen erst Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt. Während man von Hand für ein Paar Erwachsenensocken mehrere Tage braucht, kann man ein solches Paar auf einer Sockenstrickmaschine in ungefähr einer Stunde herstellen. Heutzutage werden Socken und T-Shirts auf großen, computergesteuerten Maschinen gestrickt, deren Funktionsweise immer noch ähnlich zu ihren rein mechanischen Vorfahren sind. Mehr Informationen finden sich zum Beispiel hier.

Meine Sockenstrickmaschine

Einige der antiken handbetriebenen Sockenstrickmaschinen sind heute noch funktionsfähig und werden liebevoll restauriert. Nachbauten der antiken Vorbilder werden unter anderem in den USA, Kanada und Neuseeland hergestellt. Ich besitze eine Sockenstrickmaschine von Erlbacher Gearhart

Funktionsweise

Strickt man Socken von Hand, so arbeitet man klassischerweise mit 3-4 Stricknadeln, auf die die Maschen gleichmäßig verteilt sind, und einer weiteren Nadel zum Abstricken der Maschen. Beginnt man einen Socken am Bündchen, so wird zunächst nur im Kreis gestrickt, wobei man durch ein unterschiedliches Abstricken der Maschen für das Bündchen rechte und linke Maschen erzeugen kann. Für die Ferse muss dann ein Knick in den Sockenschlauch eingearbeitet werden. Hierfür strickt man vereinfacht über eigenen Teil der Maschen hin und zurück, statt im Kreis. Danach wird für den Fuß des Sockens wieder im Kreis gestrickt und für die Zehen wird die Anzahl der Maschen schrittweise reduziert, bis schließlich die verbleibenden Maschen an der Spitze des Sockens zusammengenäht werden.

Im Gegensatz dazu sitzt bei einer Sockenstrickmaschine jede Masche auf einer eigenen Nadel in einem Zylinder. Man dreht an einer Kurbel und bewegt so den Faden im Kreis um die Nadeln herum. Die Nadel greifen den Faden und ziehen ihn nach unten durch die alte Masche hindurch. Die alte Masche rutscht in das Innere des Zylinders und die neue Masche verbleibt auf der Nadel. Damit dies funktioniert, muss ein Gewicht das Gestrick im Inneren des Zylinders gleichmäßig nach unten ziehen.

Dreht man nur an der Kurbel, so erzeugt die Sockenstrickmaschine einen glatt rechts gestrickten Schlauch. Um eine Ferse zu stricken, zieht man die obere Hälfte der Nadel hoch, so dass sie nicht mehr abgestrickt werden. Dann strickt man über die untere Hälfte der Nadeln hin und her, wobei man am Rand am Anfang jeder Reihe eine weitere Nadel hochzieht. Hierdurch entsteht eine Trapezform, die später die Rückseite der Ferse bedeckt. Dann kehrt man den Prozess um und schiebt am Anfang jeder Reihe wieder eine weitere Nadel nach unten, so dass die Reihen wieder länger werden. Dies erzeugt die Unterseite der Ferse. Ist die Ferse vollständig, wird auch die obere Hälfte der Nadeln wieder runter geschoben und man strickt den Fuß des Sockens wieder im Kreis. Um die Zehe des Sockens zu erhalten, wiederholt man das Vorgehen für die Ferse und muss am Ende eine Naht quer über die Zehen von hand schließen.

Zylinder, Rippenscheibe und Nadeln

So, wie oben beschrieben, können nur rechte Maschen gestrickt werden, da die Nadeln sich nur von oben nach unten bewegen und dadurch die neue Masche immer von Inneren aus durch die alte Masche gezogen wird. Um auch linke Maschen stricken zu können, benötigt man einen zusätzlichen Aufsatz mit einer Scheibe, in der die Nadeln liegen. Diese liegenden Nadeln ziehen dann die neuen Maschen von außen durch die alten Maschen, erzeugen also linke Maschen.

Zylinder

Der Umfang eines Sockens hängt von der Stärke der verstrickten Wolle und der Anzahl der Maschen ab. Für Sockenstrickmaschinen gibt es daher verschiedene Zylinder mit unterschiedlichen Nadelanzahlen. Da der Umfang des Zylinders sich nicht ändert, müssen bei hohen Nadelzahlen die Schlitze für die einzelnen Nadeln schmaler werden. Daher eignen sich Zylinder mit niedrigen Nadelzahlen für dickere Wolle, während in Zylinder mit hohen Nadelzahlen nur dünne Wolle verstrickt werden kann.

Ich bin gerade dabei meine Zylinderanzahl auszubauen. Aktuell besitze ich folgende Zylinder:

  • 48-Nadeln-Zylinder: Erwachsenensocken aus 6-fach Sockenwolle, Kindersocken aus 4-fach Sockenwolle
  • 56-Nadeln-Zylinder: Erwachsenensocken aus 6-fach Sockenwolle, Kindersocken aus 4-fach Sockenwolle
  • 64-Nadeln-Zylinder: Erwachsenensocken in Größe 34-39 aus 4-fach Sockenwolle
  • 72-Nadeln-Zylinder: Erwachsenensocken in Größe 40-45 aus 4-fach Sockenwolle